Podiumsdiskussion 2018

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Podiumsdiskussion

Sa. 03.11.2018 20:00 Uhr – Eintritt frei!

 

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In Kooperation mit umdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Hamburg e.V.
(Gefördert mit Mitteln der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg),

Filmemacher*innen greifen ein in politische und alltägliche Auseinandersetzungen

In rasant sich verändernden Gesellschaften kommt es auch in Afrika vielfach zu Problemen, meist zwischen jungen und alten Menschen. Die Jungen orientieren sich in Mode, Musik und Lebensstil an westlichen Vorbildern, die Alten wollen die Traditionen ihrer Vorfahren ­behalten. Diese die Menschen im Alltag direkt betreffenden Probleme  werden von afrikanischen Regisseur*innen häufig aufgegriffen.
Der zweite große Bereich des afrikanischen Filmschaffens geht auf das Erbe des Kolonialismus zurück, der Afrika westliche politische Strukturen und Grenzen hinterlassen hat, die ohne Rücksicht auf die tatsächlichen sozialen und ethnischen Strukturen in den Regionen zu korrupten politischen Führungseliten führten und z.T. schreckliche Konflikte unter den ­Menschen auslösen.
Der dritte Bereich sind die aktuellen  Probleme, die durch Klima­wandel, ungerechte wirtschaftliche Beziehungen, alte koloniale Abhängig­keiten und Ausverkauf von Land und Bodenschätzen ­entstehen.
All diese Themen werden entweder auf  komödiantische oder ­dramatische Weise (wie z.B. in Bollywood-Produktionen) vorgeführt oder aber von engagierten unabhängigen Filme­macher*innen in ­Dokumentar- und Spielfilmen verarbeitet.
Unser Festival zeigt hauptsächlich Produktionen von engagierten ­Filmemacher*innen des ­afrikanischen Kontinents, die soziale und ­politische Probleme in ihren Ländern beobachten, darüber erzählen oder sie dokumentieren.
Dabei sind die Filmschaffenden nicht nur Beobachter*innen, sondern sie, ergreifen Position für ihre Landsleute, die sich gegen Despoten, Landraub, Armut und Bildungsnotstand zur Wehr setzen. Mitunter gehen sie so weit, als politische Aktivisten in sozialen Protest­bewegungen mit oder ohne Kamera mitzuwirken, um diese Kämpfe “von unten” wirksam zu unterstützen.
In den Filmen der eingeladenen Regisseur*innen wird auch deutlich, dass digitale Medien wie Internet und Smartphone für die Menschen auch auf dem Land eine Welt eröffnen, die ­Information, Kommunikation und Widerstand über regionale Grenzen hinaus ermöglichen.
Wir möchten mit den eingeladenen Regisseur*innen ins Gespräch kommen, um mehr über ihre Motivation und ihr Selbstverständnis als Filmemacher*innen zu erfahren.
Dabei stellen sich folgende Fragen:
Verstehen sich die Podiumsgäste als Dokumentaristen oder auch als Aktivisten? Was wollen die Regisseur*innen mit ihren Filmen be­zwecken? Für welche Zielgruppen sind die Filme ­gemacht worden? Gibt es vor Beginn der Arbeit  eine Vorstellung davon?
Wie werden die Filme verbreitet? Wo wurden sie gezeigt? Wurden sie verboten? Kann mit den Filmen eine eigene Öffentlichkeit/Gegen­öffentlichkeit hergestellt werden?
Welche Rolle spielen soziale Medien in der heutigen Zeit in den ­Ländern Afrikas und tragen sie zu einer Mobilisierung und damit ­politischen Veränderung bei?

Es diskutieren:

Eddy MunyanezaEddy Munyaneza aus Burundi bringt sich bei seinem Filmdreh “Uncertain Future” nicht nur selbst in Gefahr, sondern auch seine Frau und die Kinder, die ins Nachbarland Ruanda flüchten müssen. Er dokumentiert hautnah den ­Ausbruch der Gewalt, als die Bevölkerung gegen den despotischen Präsidenten von Burundi, Pierre Nkurunziza auf die Straße geht.  Er zeigt, welche Opfer diese Demokratisierungsbewegung fordert, und schließlich muss er selbst aus seinem Land fliehen.

 

image_hawaHawa Essuman, die wir eigeladen haben, dokumentiert mit ihrer Kollegin Anjali Nayar das Wirken des Forstarbeiters Silas in Liberia, der zum Umwelt­aktivisten wurde. Sie begleiten Silas über fünf Jahre bei seinem unermüdlichen Kampf gegen Abholzung der Tropenwälder und die damit verbundene ­Vertreibung der dort ansässigen Landbevölkerung. Sein zunächst ökologisch motivierter Kampf richtet sich zunehmend gegen die Korruption in seinem Land, die das alles erst ermöglicht, und wird damit auch zu einem politischen Kampf.

 

Jordan RiberJordan Riber erzählt in “Fatuma” die Geschichte einer Frau in Tansania, die durch harte Feldarbeit die Familie ernährt. Die Stellung und Rolle der Frau steht im Mittelpunkt des Films, ebenso die strukturelle Gewalt, die die Männer ­ausüben. Der Film zeigt Wege auf, wie sich die Frauen organisiert und selbstbewusst aus den Zwängen befreien und damit tradierte gesellschaftliche ­Strukturen verändern

 

 

Diskussionsleitung:


Claudia Simons ( Referentin Afrika, Heinrich-Böll-Stiftung Berlin)