Vorwort 2019

Preisverleihung für AUGEN BLICKE AFRIKA e.V.

Am 12. September wurden wir von der Norddeutschen ­Stiftung für Umwelt und Entwicklung (NUE) mit dem Preis für herausragende Projekte in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit ausgezeichnet.
Wir freuen uns sehr über diese Anerkennung unserer mehr als achtjährigen ehrenamtlichen Arbeit für das Film- und Kulturfestival in Zusammenarbeit mit dem Studio-Kino Hamburg.

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Die Vorbereitungsgruppe „Augen Blicke Afrika“:
Rolf Denkewitz, Burkhard Leber,
Astrid Kühl, Ingrid ­Wernich,
Hans-Jörg Heinrich

Vorwort

Herzlich Willkommen zum 8. afrikanischen Filmfestival
„Augen Blicke Afrika“!

Wir haben wieder ein informatives und unterhaltsames Programm zusammengestellt bei dem die mehrheitlich afrikanischen Filmemacher*innen Themen aufgreifen, die sie persönlich oder die Gesellschaften in ihren Herkunftsländern bewegen.
In ihren Filmen prangern sie gesellschaftliche Missstände an, zeigen vielfältiges urbanes Leben und geben oft intime Einblicke in sich verändernde familiäre, soziale und politische Strukturen in afrikanischen Gesellschaften. Auffällig ist, dass die Produktionen vieler junger Regisseur*innen nicht vordergründig politisch sind, sondern eher das Innenleben ihrer Protagonist*innen zeigen.
Dafür steht schon unser Eröffnungsfilm SUBIRA der kenianischen Regisseurin Ravneet Sippy Chadha. Eine junge Frau von der Insel Lamu kämpft darum, schwimmen zu lernen – ein ungehöriger Wunsch in der konservativ-muslimischen Gesellschaft.
Im Laufe des Festivals zeigen wir weitere Filme, in denen junge Frauen im Mittelpunkt stehen, die sich mit ihrer tradierten Rolle nicht mehr zufrieden geben und trickreich bis offen gegen alte Rollenmuster revoltieren.
Der Film KHARTOUM OFFSIDE von Marwa Zein aus dem Sudan zeigt eine Gruppe junger Frauen, die darum kämpft, Fußball spielen zu dürfen, obwohl dies den Moralvorstellungen ihrer Familien und der Gesellschaft widerspricht. Sport wird hier zum Auslöser von Emanzipation und Befreiung von religiöser Bevormundung.
Welche gravierenden Folgen das Beharren auf rigiden Moralvorstellungen hat, verdeutlicht der marokkanische Spielfilm SOFIA von Meryem Benm’Barek. Das Mädchen wird ungewollt schwanger. Der Umgang ihrer Familie mit diesem „Skandal“ entlarvt die Doppelmoral der marokkanischen Gesellschaft.
In ihrem Spielfilmdebut DHALINYARO (JEUNESSE) zeigt Lula Ali Ismail, die erste Regisseurin, die jemals in Dschibuti einen Film gedreht hat, lebenslustige, aber auch verunsicherte Teenager, die ihre Zukunftsträume zu verwirklichen suchen. Damit vermittelt sie faszinierende Einblicke in das moderne Leben in dem ostafrikanischen Kleinstaat.
Weiterhin setzen sich die Filmemacher*innen mit dem islamistischen Fundamentalismus in ihren Ländern auseinander; zu sehen in dem spannenden Spielfilm FATWA des tunesischen Regisseurs Mahmoud Ben Mahmoud und in dem Kurzfilm BROTHERHOOD der tunesischen Regisseurin Meryam Joobeur.
Wie kriegerische Auseinandersetzungen Menschen und ihre Lebensräume verändern, zeigt der Film FIG TREE von Aäläm-Wärqe Davidian aus Äthiopien und THE MERCY OF THE JUNGLE des ruandischen Regisseurs Joel Karekezi, der beim diesjährigen FESPACO mit dem Hauptpreis Étalon d’or ausgezeichnet wurde.
Als unterhaltsame Road-Movies sind zwei Filme aus Burkina Faso inszeniert, die sich mit dem gesellschaftlichen Wandel im Land auseinandersetzen: DUGA – LES CHAROGNARDS von Abdoulaye Dao und Hervé E. R. Lengani sowie SANKARA N‘EST PAS MORT der jungen Regisseurin Lucie Viver.
Ein Road-Movie im Westernstil, bei dem zwei junge Frauen im Mittelpunkt stehen, kommt aus Südafrika: FLATLAND von Jenna Bass. Die Regisseurin prangert in ihrem Film die Benachteiligung verschiedener Gesellschaftsgruppen in ihrem Land an.
Musikfilme kommen in diesem Jahr aus Kuba und aus Berlin. In beiden Produktionen stehen die Afrobeats im Mittelpunkt.
Der Ghanaer Blitz Bazawule, bekannt als Hip-Hop-Künstler unter dem Namen Blitz the Ambassador, hat seinen ersten Spielfilm THE BURIAL OF KOJO gedreht. In der mystischen Geschichte mischen sich Hip-Hop und afrikanische Tradition.
Viele Künstler in Afrika und in der Diaspora beschäftigen sich seit einigen Jahren mit Zukunftsthemen, Visionen und Utopien in Science-Fiction-Filmen und in virtuellen Realitäten. Der Afrofuturismus steht für ein neues Selbstbewusstsein, für emanzipatorisches Schaffen und Denken. Wir zeigen eine Kurzfilmreihe zu diesem Thema und den viel diskutierten US-amerikanischen Blockbuster-Film BLACK PANTHER. Über diese wichtige kulturelle und politische Bewegung wollen wir nach der Vorführung mit Experten diskutieren.
Soweit ein kleiner Einblick in unser Festivalprogramm. Natürlich gibt es noch weitere vielschichtige Themen, die in Filmen aus den verschiedensten Ländern Afrikas aufgegriffen werden.
Als besonderes Event präsentieren wir in Kooperation mit den Hamburger Öffentlichen Bücherhallen eine Reihe von vier Virtual Reality (VR) Filmen aus Kenia, Senegal und Ghana. Vom 11.-13.11. können diese in der Zentralbibliothek am Hauptbahnhof gesehen werden. Diese experimentellen Filme zeigen ganz andere Aspekte der vielfältigen und in stetem Wandel begriffenen kulturellen Landschaft des heutigen Afrikas.
Das Festival wird am 7. November ab 18.30 Uhr mit Fingerfood und Getränken eröffnet.
Diesmal haben wir den senegalesischen Kora-Virtuosen Saliou Cissokho mit seiner Band zu einem kleinen Konzert ins Studio-Kino eingeladen.
Wie immer wollen wir auch feiern. Zu einer Abschlussparty mit afrikanischer Musik am letzten Samstag des Festivals laden wir herzlich ins MUT!-Theater ein.