Podiumsdiskussion 2022

Podiumsdiskussion

So. 12.11.2022 19:00 Uhr – Eintritt frei!

Perspektiven des afrikanischen Films
Wenn wir Filme von afrikanischen Filmemacher*innen sichten, fragen wir uns immer wieder, was denn das Spezifische an diesen Filmen ist. Gibt es einen afrikanischen Film? ­Inwiefern unterscheiden sich Filme aus den arabischen Ländern von denen aus Westafrika oder dem südlichen Afrika? Oder sind es die politischen und gesellschaftlichen ­Bedingungen eines jeweiligen Landes, seine Regierungen, seine Traditionen, die das Thema und die Machart des Films bestimmen? Welchen Einfluss haben die ehemaligen Kolonialmächte oder der Westen überhaupt?
Zur Beantwortung solcher Fragen haben wir hochkarätige Expert*innen des afrikanischen Films zu einer Podiumsdiskussion eingeladen.
Hier einige Grundinformationen zur Thematik der Diskussion:
Die Filmproduktionsbedingungen haben sich im Laufe der Jahrzehnte in den einzelnen ­Ländern sehr unterschiedlich entwickelt. Schon ein Blick auf die Produktionsländer zeigt, dass die meisten Filme in Kooperation mit europäischen Nationen wie Frankreich, Deutschland oder Finnland oder auch den USA entstanden sind. Festzustellen ist auch, dass viele Regisseur*innen in den Ländern der ehemaligen Kolonialmächte ihre Ausbildung erfahren haben, oft sogar dort leben oder zwischen ihnen und dem Herkunftsland pendeln.
Inzwischen gibt es aber immer mehr Kooperationen auch innerhalb Afrikas, z.B. zwischen Südafrika und Kenia. An den Produktionen sind zwar immer noch europäische Produzent*innen und Filmemacher*innen mit Geld, Know-how und Engagement beteiligt. Aber es gibt heute zahlreiche afrikanische Filmemacher*innen, die selbst Produktionsfirmen gegründet haben, um die Filmindustrie in ihren Ländern zu fördern.
Südafrika, Marokko, Tunesien, Senegal, Nigeria, Kenia oder Burkina Faso fördern ihre ­heimische Filmindustrie intensiv und bieten sich als Drehorte für internationale Filmproduktionen an. Nicht nur Nigeria mit seiner zweitgrößten Filmindustrie der Welt („Nollywood“) und einem jährlichen Umsatz von knapp einer Milliarde US-Dollar wird international wahrgenommen. Auch Länder wie Tansania und die Elfenbeinküste setzen auf Produktionen für den heimischen Markt. Dadurch haben junge Filmemacher*innen die Chance, das Handwerk vor Ort zu erlernen.
Diese Filme sind meistens in lokalen Hauptsprachen verfasst, also großen Bevölkerungs- schichten in den jeweiligen Ländern verständlich. Übersetzungen und Untertitelungen in andere Sprachen sind jedoch nach wie vor teuer. Dadurch sind viele Filme nur bedingt dem gesamtafrikanischen und internationalen Markt zugänglich.

Auf dem Podium werden diskutieren:

Boukary Sawadogo, Ph.D.; Associate Professor of Cinema ­Studies Department of Media and Communication Arts & Black ­Studies Program, City College – City University of New York.
Boukary Sawadogo hat zahlreiche Publikationen zum afrikanischen Kino veröffentlicht, darunter Filmkritiken, Artikel, Buchkapitel und Bücher.

Der Filmemacher Petna Ndaliko Katondolo aus der Demo­kratischen Republik Kongo. Er ist auch als Dramaturg, Aktivist und Dozent tätig. 2000 gründete er Yole!Africa, eine Kultur- und Bildungsstätte, und 2005 das ­Salaam Kivu International Film Festival in Goma.

Jacqueline Nsiah ist seit über zehn Jahren freiberufliche ­Beraterin für Filmfestivals. Unter anderem war sie Co-Direktorin des Cambridge African Film Festival 2008, Produzentin des Real Life Dokumentarfilmfestivals in Accra und Assistant Producer des Rio International Film Festivals. Als Guest Managerin war sie auch für die Internationalen Filmfestspiele in Berlin tätig.

Diskussionsleitung:

Enoka Ayemba  (Dipl. Medienberater) ist Filmkurator
und Filmkritiker mit Fokus auf afrikanische und afro-diasporische ­Kinematografien, die nigerianische Videoindustrie und antikoloniale ­Bewegungen. Seit 2019 ist er als Berater für das Berlinale Forum tätig und hat zuletzt das Zusatzprogramm „Fiktions­bescheinigung” im ­Rahmen der Berlinale co-kuratiert.